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Catboottreffen in Veere 2022

 

 

Mitte Juli trafen sich zahlreiche Catboote am Veerse Meer, in der Niederländischen Provinz Seeland. Beteiligt waren viele Catboot Oldtimer, zwei davon wurden in diesem Jahr sogar 100 Jahre alt. Und aus diesem Grunde fand das Treffen in diesem Jahr gemeinsam mit den van-Loon Hardzeildagen statt,  einer traditionsreichen Regatta, die jährlich gemeinsam von der Stichting Hoogars sowie der Old Gaffers Association ausgerichtet wird.

Catboot Oldtimer

 

Das diesjährige Catboottreffen stand ganz im Zeichen der Oldtimer, denn einerseits feierten die Eigner der beiden  Abeking & Rasmussen Oldtimer das 100 -jährige Bestehen ihrer Boote.

Dann gab es aber auch ein legendäres Aufeinandertreffen von drei der noch existierenden 4 Stahlcatboote aus dem Jahre 1932, dessen Rümpfe nach dem Vorbild eines Entwurfes von Hoogenbosch gebaut wurden. Nach dem Hoogenbosch Entwurf wurden auch mehrere Boote von der ehemaligen Werft Houtvester in Hilligersberg gebaut. Auf einem alten Foto sind vier der Stahlcatboote zu sehen sowie ein Boot mit verklinkertem Rumpf, welches das ursprüngliche Holzboot ist.

Und dann hatte Theo Nieuwenhuizen hatte die Cat-O restauriert, die er vor einiger Zeit übernommen hatte. Sie wurde ebenfalls in den 1930er Jahren bei Houtvester gebaut. Vermutlich handelt es sich bei diesem Boot um das bekannte Boot mit verklinkertem Rumpf. Theo hat das Boot nun auf dem Catboottreffen präsentiert mit dem provisorischen Namen Konigin

Ein weiteres Highlight der Catboot Szene war die Nènè, ex Beterweten. Es handelt sich bei diesem Catboot als eines von 10 von der Werft DeVlijt (heute deVries) gebauten Catkruisertjes aus dem Jahr 1929. Rein Kremer hatte das Boot vor ca. eineinhalb Jahren in einer Verkaufsanzeige entdeckt und gleich zugeschlagen. Er hatte sein Catboot Hillegonda gerade erst verkauft. In liebevoller Arbeit hat er das Boot dann wieder hergestellt. Heute sieht sie wieder aus wie neu und sie war sicher einer der kleinen Stars dieses Treffens.
Neben den Oldtimern waren noch zwei Catboote vom Typ Seezunge mit von der Partie, die meine Triton sowie die schöne Ole, welche in Vollholz bei Fricke & Dannhus gebaut wurde. Die Ole wurde in diesem Jahr übrigens 50 Jahre alt, was bei den anderen alten Schätzchen kaum jemand auffiel, hier aber bewusst noch einmal erwähnt wird. Günther hatte sie für das Treffen noch besonders schön herausgeputzt, und lackiert. Natürlich fehlte auch Jaap nicht mit seiner großen Regattaerfahrung und seiner schnellen Charlotte II. Und schliesslich war auch ein offenes Catboot dabei, die Bertha 3 ein sehr schön gefertigter Neubau, den Skipper Ronny selbst gebaut hatte und aus Belgien anreiste.

Wir reisten mit unserer Triton bereits montags an. Marius, Grietje und Jack-Russel Dame Jolie waren mit ihrer Ketje bereits am Liegeplatz. Für Theo war es sein Heimathafen und seine beiden Boote, die 100-jährige alte Dame Novatus sowie die in diesem Jahr von ihm frisch wieder hergestellte Mermaid of the Scelveringhe  - vormals Grown-Up lagen an ihren Liegeplätzen. Unser Boot war mit dem Kran schnell im Wasser. Das Aufstellen des Mastes verläuft mit etwas Routine recht schnell. Günther meldete sich einen Tag später mit seiner Ole aus Leipzig, er hatte zunächst eine Reifenpanne am Trailer, und seine Teilnahme war einige Zeit fraglich, aber wie immer konnte Günther sich dabei selbst helfen. Am späten Abend traf er dann mit seiner Ole ein. 
An den folgenden Tagen trafen nacheinander weitere Catboote mit ihren Crews ein. Marian und Rein mit ihrer Nènè, dann brachte Theo noch die Vetje von Frans, Rasmus und Peter kamen natürlich mit der 2. Jubilarin der Krümel und Jaap mit seiner schnellen Charlotte II. So füllte sich der Anlegesteg vor dem Kran zusehends mit den schönen, teils alten und auch etwas weniger alten Catbooten. Bereits im Yachthafen gaben die Catboote ein sehr schönes Bild ab. Und dann brachte Theo auch sein 3. Boot, die frisch renovierte Königin, das Boot welches vormals Cat-O hieß war eines der bei Houtvester gebauten Catboot Oldtimer. Die Königin trug nur einen provisorischen Namen, eine Schiffstaufe sollte noch in dieser Woche erfolgen.

In den folgenden Tagen wurde ein wenig das Revier erkundet, das Veerse Meer ist überall gut betonnt, bei schönstem Wetter konnte an den Booten noch die eine und andere Einstellung überprüft werden, hier musste noch ein Schäkel verdreht werden, dort die Wanten noch einmal gespannt. Und ein wenig wurde auch noch das Messing geputzt. Wir genossen den hübschen Anblick, den das namensgebende Festungsstädtchen Veere vom Wasser aus bietet. Auch wenn die Woche recht entspannt verlief, so stieg doch leicht die Anspannung auf das bevorstehende Wochenende mit der van-Loon Wettfahrt, in der in diesem Jahr eigens eine Catbootklasse eingerichtet wurde, sowie auf das Admiraalszeilen, was wir in diesem Jahr das erste Mal durchführen wollten und auf das ich mich besonders freute.

 

Der erste Tag - Muschelessen und Bootstaufe

Am Freitagabend war dann Muschelessen angesagt. Hier in der Provinz ist ja sozusagen das Herz des Miesmuschelzucht in Europa und hier gibt es tatsächlich die größten und schmackhaftesten Exemplare. Gleich auf mehreren Gaskochern vor den Campern wurden diverse Kochtöpfe mit Muscheln gefüllt. Mit Weißwein aufgegossen und erhitzt mit etwas getrockneten Tomaten und Kräutern oder wer’s mag auch mit etwas Knoblauch und dann nur noch warten bis die Muscheln aufgehen… fertig ist das Muschelgericht.

Nach diesem Festschmaus wurde dann Theos zuletzt renoviertes Boot getauft. Feierlich durften Theos kleine Enkelinnen die Schilder mit den Bootsnamen enthüllen: Pleione sollte sie von nun an heißen.

Pleione ist nach der griechischen Mythologie die „segelnde Göttin oder auch Königin“ und Mutter der Plejaden, die auch als das Sternbild des Siebengestirns bekannt sind.  Der sorgfältig vorbereitete Vortrag wollte aber der Kleinen nicht gelingen, bei so vielen Zuschauern auch kein Wunder und statt dessen flossen Tränchen aus den kindlichen Augen. So wurde denn die guten Wünsche, die Pleimone fortan begleiten sollen in rührender Weise mit den Tränchen von Theos Enkelin übermittelt. Wenn das denn kein unvergessliches Erlebnis war...

Der zweite Tag, die van-Loon Wettfahrt, BBQ und Bootsjubiläum

Heute ging es früh los, wir mussten um 8:30 unsere Boote vom Hafen ca. 15 Minuten hinüber zum Veranstaltungssteg fahren. Um 9:15 gab es dann das Palaver im Zelt mit Einschreiben der Teilnehmer, Vergabe der Startnummern, Provianttasche empfangen und Zuteilung der Regattabahnen für die einzelnen Klassen. Für Catboote wurde dieses Mal eine eigene Klasse eingerichtet. Unsere Bahn beschreibt ungefähr eine 8 im westlichen Teil des Veerse Meers und musste 2- Mal zurückgelegt werden. (Bild mit Regattabahn) Der Wind wurde am Vortag zwar mit 3-4 Windstärken vorhergesagt, tatsächlich waren es am Regattatag etwas weniger so um die 3Bf. aus nördlicher Richtung. Meiner Triton bekommt  etwas Wind ganz gut. Um 10:30 startete dann die erste Bootsklasse, der Start der Catbootklasse erfolgte um 11:40h. Wir nutzten die Zeit, um noch etwas zu segeln und um Startposition und Startlinie zu erkunden. 5 Minuten vor dem Start ertönt das erste Signel und die weit verstreut segelnden Catboote versammelten sich recht schnell in Richtung der Startlinie. Eine Minute vor dem Start erfolgt ein weiteres Signal, die meisten Boote tummeln sich an der Startlinie in Luv, aber das ist recht dicht bei einem untiefen Gebiet.Da meine Schwertwinde recht langsam funktioniert möchte ich am Start keine Grundberührung riskieren und halte mich lieber etwas fern im tieferem Wasser. Der Countdown läuft, Frank zählt die Sekunden herunter, ich laufe recht schnell auf die Startlinie zu, das wird zu knapp also falle etwas ab um auf der Starlinie weiter nach Lee zu laufen.Hoffentlich reicht der Weg noch,

aber dann erfolgt auch schon das Startsignal, mit maximaler Geschwindigkeit luve ich an, es geht über die Starlinie und ab geht die Post. Triton liegt zwar deutlich in Lee aber die anderen Boote haben eher auf ihrer Startposition gewartet und haben noch keine Geschwindigkeit, sie starteten fast aus dem Stand heraus. Und so komme ich ganz gut vom Start weg. Die erste Runde ist besonders spannend, da wir die einzelnen Tonnen noch nicht kennen. Aufgrund meiner leewärtigen Position muß Triton als einer der ersten Boote wenden und das Feld der Catboote läuft schon nach recht kurzer Zeit weit auseinander. 

Erst an den beiden Luvtonnen oben am Deich treffen die Boote wieder aufeinander. Vorn liegen Nènè, Krümel, Novatus und Pleione. Pleione änderte dann aber den Kurs und kam einem Surfer zu Hilfe. Dadurch verlor Pleione allerdings einige Plätze, aber sie verdienen mit ihrer Aktion einen „Fair-Play“ Preis. Die Luvtonnen haben es in sich, hier haben sich einige Boote verschätzt, so wie auch unsere Triton, sodass 1-2 zusätzliche Kreuzschläge gefahren werden mussten, bis die Tonnen gerundet werden konnten. Ketje lag bis zur Tonne etwa gleichauf mit Triton aber um die letzte Tonne benötigte sie doch noch eine zusätzliche Wende. Am Deich konnten wir abfallen auf halben Wind und es begann eine schnelle, rauschende Fahrt. Auf dieser Strecke lieferten wir uns mit Novatus einen spannendes Duell Novatus war ein wenig vor uns an der Tonne , hatte aber kurz danach einen Materialbruch, sodass sie leider aufgeben musste. Zu diesem Zeitpunkt lagen Nènè, Krümel und Charlotte II bereits recht weit voraus. Nach der Luvtonnen folgte dann ein recht langes Stück in südliche Richtung vor dem Wind. Die Wanten meiner Triton begrenzen leider ein weites Ausbaumen des Segels und so wurde der Abstand zu den vorausfahren Booten immer größer, aber leider kamen auch die hinter uns liegenden Boote immer näher. Kann doch nicht sein - oder? Das scheint nicht die Stärke der Triton zu sein, wir konnten nichts weiter machen und orientierten und an der Wasseroberfläche um möglichst die Böen erkennen zu können. Aber wir schafften es tatsächlich, wenn auch sehr knapp unsere Position bis Veere zu halten. An der südlichen Tonne vor Veere kam dann aber Pleione wieder  gefährlich nah heran, erst nach dem Runden der letzten Tonne als es wieder Richtung Startlinie ging und es ans Kreuzen ging konnte der Abstand wieder vergrößert werden.

Ein besonderes Highlight dieser Regatta ist, dass man dicht an den großen Platbodenschiffen, den Hoogars, Hengsten, Lemstaraken und wie sie alle heissen vorbeifährt. Alles sind wunderschöne Schiffe und erstaunlich, was die für Geschwindigkeiten drauf haben. Die Bugwellen sind recht beeindruckend! Es gilt stets zu beachten, dass entgegenkommende große Segler möglichst an der Leeseite gelassen werden, denn die Wirkung der Abdeckungen der Segel auf unser kleines 17m² Segel ist doch gewaltig. Nach der zweiten Runde durchfahren wir als 4. Boot die Ziellinie, aber dann wird noch einmal hektisch. Kommen doch gleich drei große Hoogars auf uns zugerauscht, sodass ich schnell und kräftig den Kurs ändern muss, um noch ein Stück parallel zwischen de Großen zu fahren bis sie vorbei sind. Erst dann kann ich wieder anluven zum Segelbergen.  

Am Veranstaltungssteg konnten die flachgehenden Catboote hintereinander landseitig festmachen.  Bis zur Siegerehrung war noch etwas Zeit und wir genossen den Ausblick, die nette Seglergesellschaft einem kühlen Bier, eine Blaskapelle sorgte für weitere Stimmung. Frank fühlte sich gleich in seinem Element, denn er ist auch Mitglied in einer Kapelle in seinem Heimatort.Nach berechneter Zeit wurde Triton tatsächlich dann noch 3. was uns sehr überraschte, aber ein Platz auf dem Podest war natürlich erfreulich. Auf dem 2. Platz kam eine der Jubilarinnen, die Krümel. Den ersten Platz belegte, es war kaum zu glauben, die gerade erst fertig gewordene Nènè von Rein!
Herzlichen Glückwunsch an Rasmus und Rein!

 

Jaap hatte speziell für die Catbootklasse eine besondere Tafel als Preis gebaut, ein sogenanntes Barndoorruder- ein Scheunentorruder wie es ja für Catboote typisch ist. Jaap erläuterte den Preis den Teilnehmern der Regatta: Auf der linken Seite werden künftig die Gewinner der van-Loon Regatta aufgelistet und auf der rechten Seite werden die Personen erwähnt, die sich in dem betreffenden Jahr besonders um den Catbootclub verdient gemacht haben. Und 2022 ergeht dieses Verdienst an Theo Nieuwenhuizen. Herzlichen Glückwunsch Theo!
Theo hat ja nicht nur 2 weitere Castbootoldtimer restauriert, er hat auch die Boote einiger Teilnehmer selbst nach Veere geholt. Auch dass in diesem Jahr erstmals eine Catbootklasse an der van-Loon Hardzeildagen teilnehmen konnte ist seinem Bemühen zu verdanken. Zudem bringt er in unregelmäßigen Abstanden stets interessante Beiträge in seinen „Catnieuws“ für den Catbootclub heraus. Damit seien nur einige wenige seiner Verdienste erwähnt, also ganz zurecht sollen diese Aktivitäten auch einmal gewürdigt werden.

Wie bei den van-Loon Hardzeildagen üblich werden aber alle Skipper mit einer guten Flasche Jenever belohnt, es gibt letztlich keine Verlierer sondern nur Gewinner. Nur Jolie, der Hund von Grietje und Marius scheint etwas mißtrauisch zu schauen.

Dann ging es wieder zurück zu unserem Hafen, wo ein üppiges Barbeque auf uns wartete. Und hier war dann auch die Gelegenheit, dass der Catbootclub den Eignern der beiden 100-Jährigen gratulieren konnte. José Molenaar und Barend Nieuwendijk haben würdigende Worte für Theo und Rasmus sowie ihren Booten Novatus und Krümel gefunden und den beiden Jubilaren gratuliert, Geschenke für ihre Boote wurden überreicht, verbunden mit den Wünschen, dass die Boote sowie auch ihre Eigner weitere 100 Jahre existieren mögen.

 

3. Tag, Admiraalszeilen

Am Sonntag starteten wir um 11 Uhr zum Admiraalszeilen, eine besondere Veranstaltung, die es so nur in den Niederlanden gibt. Hier geht es anders als bei einer Regatta nicht ums schnelle Segeln, sondern darum, wie gut die Skipper ihre Boote beherrschen. Mit einem Bootsgeschwader werden Formationen gefahren, bei denen die Boote z.B. in Kiellinie hintereinander fahren und dabei sind die Skipper gefragt die Abstände und en Kurs gut einzuhalten. Das vorn fahrende „Admiraalsboot“ gibt über Flaggenkommandos an an, welche Formationen gefahren werden, Kiellinie oder Frontlinie, hintereinander fahren, oder parallel fahren. Für Zuschauer gibt dieses ein recht spekuläres Bild ab. Leider ließ der Wind dann am Sonntag deutlich nach und aufgrund des geringen Windes wurde gleichmäßigen Vorankommen zunehmend schwieriger.

Das Flaggensignal für „Motor“ gibt es nicht aber endlich kam eine entsprechende „WhatsApp“ vom Admiraal: Motor mitlaufen lassen erlaubt. Unsere Catboote fuhren in Kiellinie auf das Festungsstädtchen Veere, dann änderten alle gleichzeitig den Kurs und fuhren in Frontlinie, d.h. parallel auf das Ufer zu. Dann wechselten wir wieder in Kiellinie und der Catbootclub grüßte mit einer Passage entlang der schönen Hoogars, Henggsten, Platbodenschiffe und Gaffelsegler noch einmal zum Abschied allen Teilnehmern und Zuschauern dieser Veranstaltung.

Es war eine einzigartige Veranstaltung, viele schöne Catboote, vor der Kulisse des Festungsstädtchens, dem großen Feld der Klassiker, die an der van-Loon Wettfahrt teilnahmen und das bei allerbestem Wetter. Vielen Dank an alle, die mitorganisiert haben und durch ihre Teilnahme und ihre Boote diesen Tag ermöglicht und bereichert haben!

 

Peter Plate

 

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