Catboote in
Europa
Seite aktualisiert 29.10.2017
Deutschland
Niederlande
Italien
Die "Liste" der hier erwähnten drei Länder erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie beruht lediglich auf den vorliegenden Informationen des Autors und kann bei Bedarf und Vorliegen weiterer Informationen erweitert werden.
Deutschland
Catboote in Deutschland um 1880
Erste Catboote gab es in Deutschland bereits in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts und sie waren wohl damals schon recht beliebt. In alten Magazinen wird davon berichtet, dass es um 1880 bereits einige dieser Exemplare in Deutschland gab, welche in allen Berliner Revieren von der Havel abwärts bis Hamburg, spreeaufwärts bis Teupitz und auch die Oder abwärts bis zum Achterwasser als 5-6m lange Wanderboote anzutreffen waren. Auch größere Exemplare von 7,00m -7,50m Länge wurden berichtet und auch von der Tatsache, dass damals bereits einige Boote mit einem Bugspriet ausgerüstet wurden. Die ersten Belege für in Deutschland gebaute Catboote sind einige Catboot Entwürfe u.a. das "Teufelchen" von Arthur Tiller, der 4,50m "Catkreuzer" von Abeking & Ramussen sowie ein Catkreuzer von Friederich Popp. Der A&R Catkreuzer wurde erstmals 1914 vorgestellt und als "Sonderling" bezeichnet. 1922 wurden weitere Exemplare geordert, davon sind heute mindestens noch zwei existent. Die "Novatus" von Theo Nieuwenhuizen von 1922 ist heute in den Niederlanden unterwegs sowie die gleichalte und sehr gut erhaltene und gepflegte "Krümel" von Rasmus Braun vom Steinhuder Meer (Bild rechts).
Aus der Zeit zwischen 1925 bis 1969 existieren keine Belege über in größeren Stückzahlen gebaute Catboote. Sehr wahrscheinlich ist jedoch, dass es Einzelbauten
gab, die nach vorhandenen Plänen gebaut wurden. Erst 1969 wurde mit der Vorstellung und dem Bau der Seezunge wurde dann wieder neues Interesse an diesem Bootstyp in Deutschland geweckt.
Vermutlich ist dieser Typ das meistgebaute Catboot in Europa.
1969 Vorstellung und Bau der Seezunge
Seit der Vorstellung und Markteinführung wird dieses Catboot bis heute in zwei Größen bei
Fricke & Dannhus GmbH & Co.KG
gebaut, als Seezunge A und Seezunge B. Es ist das einzige in Deutschland gebaute Catboot, von welchem eine "größere" Stückzahl erreicht wurde (80-100 Einheiten).
Gemeinsam mit dem Yachtkonstrukteur Marc Oliver v. Ahlen wurde 2009 eine noch größere Version von 8,15m Länge unter dem Projektnamen Seezunge C gebaut, die
"Pommersche Flunder". Sie erregte einiges Aufsehen, insbesondere aufgrund der versteckt modernen Ausrüstung und der zahlreichen, liebevoll gestalteten Ausstattungsdetails (siehe
Fotoalbum).
Seezunge A - LüA 5,40m
Seezunge B* - LüA 7,10m
Seezunge C* - LüA 8,23m
* = Bilder mit freundlicher Genehmigung Fricke und Dannhus GmbH & Co. KG
Neben der Pommer'schen Flunder interpretierte Marc Oliver von Ahlen Catboote auch als moderne Yachten mit Cattakelung, die Solitaire 7 (unten inks) und Solitaire 8 (unten rechts):
1993 Konstruktionswettbewerb der "Yacht"
Die Zeitschrift "Yacht" initiierte 1993 einen Konstruktionswettbewerb zum Bau eines Kleinkreuzers. Aus diesem Wettbewerb gingen einige Konstruktionen hervor, die auch realisiert wurden:
Die Yachtwerft Kolmar baut ein schnelles, halbgedecktes 21 Fuß Catboot, das Catboot Liv 21 aus Holz
Das 24,5 ft. Catboot von Günter Ahlers, die "Molly" wurde durch die Gebrüder Rolf und Klaus Oppermann in 4-jähriger Bauzeit von 1996 bis 2000 gebaut. Weitere Informationen zum Bau mit Bildern gibt es hier.
Einzelbau 1998 durch Urs Schneider eines Gilgenast Entwurfes, Catboot "Georgia Brown"
Cat-Ketsch und Cat-Yawl von Sarfert
2003 stellte die Berliner Sarfert Yachtbau eine von Rolf Overberg gezeichnete Cat-Ketsch vor, die Thales 22
sowie Thales 25. 2006 folgte eine größere Version , die dann als Cat-Yawl gezeichnete Thales 30. Noch mehr Infos zu den Thales Booten gibt es im
nicht-öffentlichen Bereich dieser Webseite.
Niederlande
In den Niederlanden, ein Land mit einer großen Seefahrer- und Schiffbauer -Geschichte und hohem Traditionsbewusstsein vermutet man auf den flachen
Binnengewässern Frieslands, Zeelands und Hollands ausschliesslich die holländischen Plattbodenschiffe wie Tjotters, Boeiers, Grundels etc. anzutreffen. Überraschenderweise gibt es
ausgerechnet hier auch eine kleine, dafür aber sehr beständige Catboot Gemeinde. Der Catbootclub NL organisiert 1-2 mal im Jahr ein Treffen. Die Skipper fahren Catboote, die von den
unterschiedlichsten Konstrukteuren gezeichnet und häufig im Einzelbau bzw. Selbstbau hergestellt wurden. Es finden sich u.a. Konstruktionen von Lyle C. Hess, Phil Bolger, Charles Wittholz und
John Benford, sie sind möglicherweise die einzigen Exemplare dieser Designer in Europa. Die Treffen sind somit eine seltene Gelegenheit diese unterschiedlichen Bootstypen einmal versammelt und in
Aktion zu sehen.
Einziger Hersteller eines Serien Catbootes in den Niederlanden ist Fa. Green Ocean Yachts.
"Novatus" , ein Katkreuzer von 1922, Konstruktion und Bau durch Abeking & Rasmussen. Neben der "Krümel" das zweite erhaltene Exemplar wird gesegelt von Theo Nieuwenhuizen.
Die von Jaap Kraayenhof in siebenjähriger Arbeit gebaute und sehr schöne "Charlotte II" ist komplett aus rezykliertem Holz
erstellt worden. Eine seltene Konstruktion von Lyle C. Hess in friesischen Gewässern.
Eine der zahlreichen von Phil Bolger gezeichneten "Square boats", eventuell bei uns am ehesten als "Kastenboot" zu übersetzen. Die "Twin Peaks" ist eine gut segelnde und von Peter de Boer auch sauber gebaute Version dieses in Europa seltenen Catboot-Typs, hier als Cat-Yawl getakelt.
Eine weitere Konstruktion von Phil Bolger, einem der innovativsten Segelboot-Konstrukteure der USA ist der flach gebaute Typ der Chebacco, die "Lizzy Bend" als Cat-Yawl getakelt und von Jan Doddema gesegelt.
Das vermutlich einzige Catboot aus Ferrocement in Europa ist die "Lais" . Sie wurde 1979 bei Ferrocam in Schiedam gebaut. Es handelt sich um ein Jay Benford Design von 17´ und wird heute gesegelt von Jasper Felsch. Sie verfügt über einen zusätzlichen Bugspriet an dem eine 5,4m² Fock gefahren werden kann.
Die "Gooitske" ist ein Charles Wittholz Design, welches durch Oby Vossema 1999 in Eigenarbeit hergestellt wurde. Eine schöne und für Selbstbauer auch sehr motivierende Beschreibung der Bauphase ist in einem Artikel der niederländischen Zeitschrift "Waterkampioen" 2001 veröffentlicht worden.
Italien
Italien ist bekannt als das Land der Mode, des Designs und der Faszination für schöne Formen. Die Bootsbauer haben zudem einen guten Sinn für gute Materialien und klassische Linien. Kein Wunder also, dass auch das Catboot in Italien seine Liebhaber gefunden hat.
Seit 2002 gibt es einen Zweig der amerikanischen CBA, die Catboat association Venice, die NASCE L’ASSOCIAZIONE CATBOAT VENEZIA.
Einer der bekanntesten Boots Konstrukteure in Italien, welcher sich auch mit Catboot beschäftigt hat ist Carlo Sciarrelli. Von ihm stammt das 7,15m Catboot "Chirone". Es wurde bei Girolamo Ippolito gebaut. Charakteristische Merkmale sind der leicht geneigte Mast sowie das runde Bullauge am achteren Ende der Kajüte. Einige Boote dieses Typs segeln im Golf von Venedig.
Der Bootsdesigner Aldo Gatti hat mit der Difference ein 23 Fuss GFK Catboot gezeichnet, welches sich einiger Beliebtheit erfreut. Er verstand es unter Bewahrung der klassischen Linien ein neues und modernes, aber deutlich schlankeres Catboot zu schaffen. Viele innovative Ideen für den Innenbereich wurden in der Kajüte in schönem Kirschbaumholz umgesetzt. Zu Anfang wurde das Boot bei Cantiere Cardani gebaut, die Produktion wurde in 2000 dann von Leopoldo Colombo übernommen. Neben der Difference fertigt Leopoldo Colombo auch das 12 ft Cat-Dinghy aus Holz von George Cockshot sowie ein großes, 8,10m Catboot.
Ein Fenwick Williams 18´Design wurde durch Aldo Gatti überarbeitet und dann durch die Werft Leopoldo Colombo gebaut. Rumpf: Mahagoni auf Eiche, Deck Teak. Ausbau in Mahagoni; Die "Nutshell" wird gesegelt von Mauro Gonzaga