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Mit den kleinsten Gaffelseglern nach Arnis, der kleinsten Stadt Deutschlands

Catboote auf der Schlei: Ole und Triton zeigen sich von ihren besten Seiten
Catboote auf der Schlei: Ole und Triton zeigen sich von ihren besten Seiten

Im Juni trafen sich 4 Seezungen-Segler, davon zwei mit ihren Booten, in der kleinsten Stadt Deutschlands, in Arnis an der Schlei. Die Schlei gilt als Deutschlands einziger Fjord und bietet ein ausgedehntes und dabei geschütztes Segelrevier und ist somit ideal für Catboote. Die auf der Ostsee zu der Zeit stattfindende Classic- Week des Freundeskreises klassischer Yachten war eine weitere willkommene Gelegenheit sich dieses Spektakel anzuschauen. 

Die Anreise mit dem Trailer nach Arnis verlief problemlos, aber das Boot konnte nicht gleich ins Wasser gekrant werden. Der Hafenmeister ist zwar an allen Tagen anwesend, aber ich hatte nicht genau genug gelesen: nur jeweils für eine Stunde vormittags und einmal abends. Also erstmal abwarten und Tee trinken. Am Abend hatte sich dann erwartungsgemäß schon eine Menschentraube vor dem Büro des Hafenmeisters versammelt. Einer nach dem anderen, und zwar gaanz laaangsam, kommen alle dran. Mit jedem wird zusätzlich zu den Erledigungen noch kurz geklönt - viele Male "kurz" wird in Summe dann doch ziemlich lang. Es kommen auch noch einige dazwischen;  wer höflich ist hat das Nachsehen. Endlich komme ich dann doch noch an die Reihe: "Wir sind hier schließlich in einem Urlaubsgebiet..." lautet der etwas belehrende Hinweis des Hafenmeisters. Sollte er bei mir etwa erste, geringe, winzige, kaum wahrnehmbare Anzeichen aufkommender Ungeduld wahrgenommen haben? Wie kommt's ? Auch für einen Pensionär ist dieser ausserordentlich ruhige Ablauf etwas gewöhnungsbedürftig...

Einmal am Haken ist Triton dann aber schnell im Wasser, ich verlege sie noch auf die andere Seite, wo sie dann direkt an der Schlei liegt. Es ist aber doch schon spät und einige widerspenstige Leinen möchten nicht zulassen, dass ich den Mast heute noch aufstelle. Immer hängt etwas anderes. In dem Wissen, dass mein Mitsegler Frank morgen dazukommt und es zu zweit sowieso besser geht, lasse ich das Boot mit gelegtem Mast an seinem Liegeplatz. Am nächsten Tag klappt es dann auch wie am Schnürchen - oder besser gesagt : es klappt ohne festhängende Schnürchen. Schon der erste Versuch ist erfolgreich, Mastriegel festschrauben, Vorstag spannen - fertig. Dann wird noch das Segel angeschlagen, die Lazy Jacks montiert und das war auch schon das Wesentlichste. Der Probelauf des Motors klappt auch, nur bei höherer Drehzahl wird er unruhig. Nach mehreren Entlüftungsversuchen läuft er wieder in allen Bereichen rund. Endlich können wir uns zu einem ersten Probeschlag südlich von Arnis aufmachen, wo wir uns einen ersten Eindruck von dem Revier verschaffen können. Und bald reisen auch schon an: Günther mit seiner schönen Ole, Andreas - ex Seezungen-Eigner aus Süddeutschland, Franks Tochter Viola und Udo aus Hamburg, der eine große Seezunge an der Elbe liegen hat.

 

Siegerehrung der Klassiker in Kappeln
Siegerehrung der Klassiker in Kappeln

Bei schönstem Wetter geht es zunächst einmal nordwärts bis zur Klappbrücke in Kappeln und gelangen dann vorbei an Maasholm und Schleimünde auf die Ostsee. Der ablandige Wind und das ruhige Wasser hätte uns heute ein gutes Stück entlang der Ostseeküste geführt. Doch wir haben anders geplant und fahren zurück bis Maasholm, um dort Fischbrötchen zu essen. Der Wind dreht auf südliche Richtung, und in der recht schmalen und belebten Fahrrinne geht es unter Motor bis Kappeln. Im Museumshafen von Kappeln laufen nach und nach die Oldtimer ein. Abends werden dann die Tagespreise an verdiente Teilnehmer verliehen. Eine sehr nette Veranstaltung, Bier und Jazzmusik sorgen für beste Atmosphäre. Für Kleinboote findet am nächsten Tag eine Regatta auf der Schlei statt, die wir als Zuschauer keinesfalls verpassen wollen. Ein großes Feld kleiner Oldtimer läuft gegen Mittag an Arnis vorbei: Folkeboote, die verschiedenen Jollenkreuzer, Hansa- Jollen und viele weitere schöne Boote. Alle im bestgepflegten Zustand. Was weniger an Oldtimer erinnert, sind die teilweise recht modernen Riggs mit ihren durchweg neuen Segeln. Bei Regatten scheint die Liebe zur Tradition und zur Authenzitität doch schnell an ihre Grenzen zu stoßen. Das Regattafeld der Oldtimer gibt ein sehr schönes Bild ab. Wir halten uns von der Regattastrecke deutlich frei und kommen am Abend gerade rechtzeitig vor einem aufkommenden Gewitter wieder zurück. Wir beschließen den Tag mit einem Bummel durch die berühmte lange Straße von Arnis, ihren schönen Häusern mit wunderschön angelegten Rosenstöcken.

Was sehen wir dort? In zwei Fenstern entdecken wir zwei schöne Catboot-Modelle. Vielleicht ein Beleg dafür, dass in diesem Revier schon häufiger Catboote zu Hause waren. Am Abend gibts Labskaus, Scholle und Spareribs im Fährhaus in Arnis bei gutem Bier. Am nächsten Tag begegnen tatsächlich auch noch einem offenen Catboot mit Rundumbefenderung. Auf unseren Zuruf reagieren sie aber leider nicht.

Bilderreihe oben: Catbodelle als Fensterschmuck in Arnis, gesichtetes Fendercatboot auf der Schlei vor Arnis. Rechts die berühmte lange Straße in Arnis

Am nächsten Tag geht es einmal raumschots, also bestem Catboot Kurs, in südliche Richtung. Wir schaffen es bis Lindaunis zur denkmalgeschützten Eisenbahn- und Autobrücke. Ein kurzer Gewitterschauer wird bei Kaffee und einem guten Stück Kuchen abgewettert, bevor wir uns am späten Nachmittag auf die lange Kreuz wieder zurück zu unserem Standquartier nach Arnis begeben. Wir sind recht allein unterwegs, aber zwei schöne Catboote parallel über die Schlei segelnd, das sieht schon nach etwas Besondernem aus. Als das Catboot-Geschwaderchen wieder in Arnis ist, gibt es vor der Schleiperle noch ein Fotoposing mit Seezungen Tête-a-Tête vor Arnis. Andreas hat sich bereit erklärt, uns vom Ufer aus zu fotografieren. Günther am Ruderrad seiner schönen Ole und meine dunkelblaue Triton zeigen sich von ihrer besten Seite.

Am nächsten Tag weht es kräftig aus südlicher Richtung. Bei der Ausfahrt aus Arnis tun wir uns beim Hinauskreuzen aus der schmalen Einfahrt recht schwer. Schließlich erkenne ich dann auch, warum das so ist: bei starkem Südwind drückt das Wasser aus der Schlei in Richtung Ostsee hinaus und erzeugt eine merkliche Strömung an der Engstelle bei Arnis nach Norden. Auch der Wasserstand am Liegeplatz ist, abhängig von der Windrichtung, schwankend. Das andere Ende der Schlei haben wir daher wegen der vorherrschenden Winde aus Südost nicht mit dem Boot erreichen können. Das Wikingerdorf Haithabu mit Museum und die Stadt Schleswig sind aber in jedem Fall einen Besuch wert. Wir nutzten während unseres Aufenthaltes einen etwas regnerischeren Tag, um dann eben auf vier Rädern auch das westliche Ende der Schlei zu erkunden. Mein Fazit über das Segelrevier Schlei für Catboote: Sehr empfehlenswert, weil geschützt, abwechslungsreich und mit sehr schöner Uferlandschaft.    

Weitere Bilder vom Catboot Geschwaderchen an der Schlei:

 

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